Von großen Katastrophen bis zu Ölaustritten auf der Straße: Gelangt Öl ins Freie, herrscht für
Umwelt und Sicherheit Alarmstufe Rot. Damit Ölbindemittel diese negativen Folgen wirksam
verhindern, unterliegen sie strengen Prüfkriterien.
Welche extremen Auswirkungen ein Ölunfall haben kann, hat eine Katastrophe im Jahr 2010
eindrucksvoll gezeigt. Am 20. April explodierte die Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf
von Mexiko. Über einen Zeitraum von 87 Tagen strömten 780 Millionen Liter Öl aus dem
beschädigten Bohrloch in den Golf. Die Verschmutzung tötete unzählige Fische und andere
Meerestiere. Schätzungen zufolge starben bis zu 800.000 Vögel infolge der Katastrophe, das
gesamte Ökosystem wurde langfristig in Mitleidenschaft gezogen.
Alarmstufe Rot für die Umwelt
Aber es geht nicht nur um diese großen Katastrophen. Auch kleinere Ölaustritte bringen
schwerwiegende negative Folgen mit sich. Und diese passieren täglich, zum Beispiel auf
Deutschlands Straßen. Ob durch einen Unfall oder einen Defekt am Fahrzeug: Öl kann sehr schnell
auf die Fahrbahn gelangen. Das schmierige Öl kann nicht nur dazu führen, dass andere Fahrzeuge
ins Schleudern geraten. Auch für die Umwelt herrscht in dieser Situation Alarmstufe Rot. Schon
kleine Mengen an Öl können massive und langfristige Schäden verursachen. Gelangt Öl in die
Kanalisation, verschmutzt es Gewässer und gefährdet das Leben von Wasserorgansimen. Dringt das
Öl in den Boden ein, vergiftet es Pflanzen und Bodenlebewesen.
Da sich Öl nur langsam abbaut, sind die Umweltverschmutzungen langanhaltend. „Daher ist es
entscheidend, bei Ölaustritten rasch zu handeln. Bindemittel absorbieren und binden
Mineralölprodukte und Chemikalien und verhindern so ihre Ausbreitung in unsere Gewässer und
Böden und minimieren so die potenziellen Schäden für Flora, Fauna und Mensch“, erklärt Gunther
Teichmann, stellvertretender Vorsitzender der GÖC, Verband der Hersteller geprüfter Öl- und
Chemikalienbindemittel e.V.
Ölbindemittel: Laufende Qualitätskontrollen
Der Überwachung der Qualitätsstandards von Bindemitteln kommt daher eine besondere Bedeutung
zu. Die Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) legt die
Anforderungen und Prüfkriterien für Öl- und Chemikalienbindemittel fest.
In den Vorschriften des Arbeitsblatts DWA-A 716-1 werden die grundlegenden Anforderungen und
Prüfmethoden, die für alle Bindemittel gelten, definiert. Es behandelt allgemeine sicherheits- und
umwelttechnische Anforderungen sowie die Methoden zur Bestimmung von Eigenschaften wie
Schüttdichte, Korngrößenverteilung und Trockenrückstand.
Tests zu Aufnahmefähigkeit, Rutschfestigkeit und Umweltverträglichkeit
Die Anforderungen und Prüfmethoden für Ölbindemittel, die speziell für den Einsatz auf
Verkehrsflächen entwickelt wurden, regelt das Arbeitsblatt DWA-A 716-9. Dazu gehören Tests zur
Aufnahmefähigkeit, Rutschfestigkeit und Beständigkeit gegenüber verschiedenen
Umweltbedingungen. Die Umweltverträglichkeit von Ölbindemitteln wird zum Beispiel anhand von
Eluattests beurteilt, um sicherzustellen, dass sie keine zusätzlichen Umweltgefährdungen
verursachen.
„Diese detaillierten Prüfverfahren und Anforderungen gewährleisten, dass die Ölbindemittel sicher
und effektiv für die vorgesehene Anwendung eingesetzt werden können, wobei der Schutz der
Umwelt und der menschlichen Gesundheit im Vordergrund steht“, sagt Dr. Attila Dal,
Geschäftsführer der Cirkel GmbH & Co. KG und GÖC-Mitglied.
Empfehlung für eine 2. Reinigung
Um die bestmögliche Ölentfernung zu erreichen, wird eine zweite Reinigung nach dem ersten
Ölbindemittel-Einsatz empfohlen. Denn damit können die Ölbindemittel die größtmögliche Menge
des verschütteten Öls effektiv aufnehmen und die unmittelbare Gefahr für Umwelt und Mensch
reduzieren.
Fokus auf Rutschfestigkeit
Neben der Ölaufnahme ist die Rutschfestigkeit der Straßenoberfläche nach der Anwendung von
Bindemitteln von entscheidender Bedeutung. Öl auf der Straße stellt eine erhebliche Rutschgefahr
dar, die zu Unfällen führen kann. Daher müssen Ölbindemittel, die auf Verkehrsflächen eingesetzt
werden, folgende Eigenschaften besitzen:
– Erhöhung der Griffigkeit: Nach der Anwendung von Ölbindemitteln sollte die Straßenober-
fläche eine ausreichende Griffigkeit bieten. Dies wird durch spezielle Formulierungen und Materia-
lien der Bindemittel erreicht.
– Tests und Zertifizierungen: Ölbindemittel müssen umfangreiche Tests durchlaufen, um ihre
Eignung und Sicherheit zu gewährleisten. Dazu gehört auch der Skid Resistance Test (SRT), der die
Rutschfestigkeit der behandelten Oberfläche bewertet.
Die Kombination aus effektiver Ölaufnahme und verbesserter Rutschfestigkeit sorgt dafür, dass die
Straßen nach einem Ölunfall sicher befahrbar bleiben und das Risiko von Folgeunfällen minimiert
wird.
Sicherheit durch GÖC-Qualitätssiegel
Eines der zentralen Anliegen der GÖC ist die Sicherstellung und Weiterentwicklung der
Qualitätsstandards von Bindemitteln. Als sichtbares Zeichen der Qualität können die Mitglieder des
Verbandes ihre entsprechend geprüften Produkte mit dem Qualitätssiegel der GÖC versehen. „Die
Anwender können daher sicher sein, dass die so gekennzeichneten Bindemittel dem neuesten Stand
der geltenden Anforderungen entsprechen“, sagt Teichmann.
2-mal pro Jahr ist die GÖC die Plattform für die Veröffentlichung der Liste der geprüften
Ölbindemittel. Diese Liste wird erstellt von der DEKRA Automobil GmbH, dem Hygiene-Institut
Gelsenkirchen, der Kiwa Polymer Institut GmbH und dem Materialprüfungsamt Nordrhein-
Westfalen (MPA-NRW Dortmund).
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